Das WERK
KunstWERK, GeWERKschaft, WERKstatt
18 Jahre initiierte das WERK im Stuttgarter Osten immer wieder neue – heute würde man sagen – partizipative Kunst-Projekte:
Seien es die Fassadengestaltung in der Gablenberger Hauptstraße 76 durch die Erwerbslosengruppen, individuell gestaltete Plakatwände z. B. zur 35-Stunden-Woche, Vorschläge für die Gestaltung eines Friedensbrunnens am Schmalzmarkt oder die Aktivitäten mit Kindern, die zur Gründung von Karamba Basta! dem Verein für Kunst und Kultur von und mit Kindern führte, der auch heute noch in Gablenberg den Kindern ein regelmäßiges Angebot macht. Seien es der kulturelle Austausch zwischen Türken und Deutschen, die Stuttgarter Osten Lokalzeitung, die zehn Jahre regelmäßig »Gegenöffentlichkeit« im Stadtteil herstellte oder die Wandbilder in der Schönbühlstrasse, um nur einige Stichworte für konkrete Projekte zu nennen.
Ausgehend von einem bei den Gewerkschaften erstmals 1981 programmatisch formulierten
erweiterten Kulturbegriff wollten diese erforschen, ob und wie sie den Kontakt zu ihren Mitgliedern außerhalb der Betriebe aufrechterhalten und so auch im Wohn- und Lebensbereich Interessenvertretung organisieren können und ob Kulturarbeit dafür eine adäquate Organisations- und Handlungsebene sein kann.
Ausgehend von einem erweiterten Kunstbegriff wollte der Künstler Wolfram Isele einen Ort schaffen, an dem in einem überschaubaren Rahmen (Stadtteil) in einer gewissen Kontinuität künstlerische Projekte entstehen können, die für die Nutzer des WERK nützlich sind. Nützlich, in dem sie helfen, eigene Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen und dabei Spaß machen.
Dabei bewegte sich die Arbeit im Spannungsfeldern wie: Betrieb – Stadtteil, Gewerkschaft – Familie, Erwachsene – Kinder, Erwerbsarbeit – Erwerbslosigkeit, Mann – Frau, Deutsche – Ausländer.
Im vorliegenden Buch über das bisher einzigartige Modellprojekt werden die vielfältigen Aktivitäten insbesondere aus dem Blickwinkel der Projektverläufe dargestellt.
Das Buch thematisiert die Entwicklung der konzeptionellen Ideen, die Kämpfe um das Projekt, und das Scheitern. Anhand vieler Abbildungen erhält der Leser auch optisch einen eindrucksvollen Überblick über Ausdrucksformen und Atmosphäre, die das WERK prägten. Darüber hinaus wird der Versuch unternommen, das WERK im Kunstkontext zu verorten und Zusammenhänge zwischen WERK und künstlerischen Handlungsfeldern, wie »soziale Plastik«, »künstlerische Kulturarbeit«, »Kunst im Kontext« und »Partizipative Kunstprojekte« zu überprüfen.
Herausgegeben wird das Buch von Wolfram Isele unter Mitarbeit von Hanna Hinrichs. Als Mitautoren konnten gewonnen werden:
Sieger Ragg, langjähriger Vereinsvorsitzender des WERK; Katharina Jedermann (Institut für Kunst im Kontext an der Universität der Künste Berlin); Axel J. Wieder (Künstlerischer Leiter des Künstlerhauses Stuttgart), Michael Schick (Betriebsrat Mercedes- Benz Untertürkheim), für Karamba Basta!: Felicitas Schick, Roswitha Menzel und Dr. Yvonne Kejcz (Autorin des Buches: Werkstatt der Solidarität, Bund-Verlag 1989) und für die Stuttgarter Osten Lokalzeitung: Josefine Vogl, Ingrid und Jürgen Geldmeyer, Jürgen Kleinbeck und Harald Stingele.
Das WERK erscheint im Peter-Grohmann-Verlag
und wurde von der Stiftung Kunstfonds gefördert.
Das Werk Herausgeber: Wolfram Isele
Stadtteilbezogene, gewerkschaftliche Kulturarbeit
Peter-Grohmann-Verlag 2009
240 Seiten, 24 x 17cm; ISBN 978-3-927340-88-6, 19,80 Euro